In dem Roman „Northanger Abbey“ von Jane Austen gibt es eine Szene, in der Catherine Morland, die junge Heldin der Geschichte, mit ihrem Schwarm Henry Tilney spazieren geht. Während beide sittsam flirten und über Literatur plaudern, fragt Catherine Henry:

„Meinen Sie nicht, dass ‚Udolpho‘ das enormste Buch von der Welt ist?“
„Sehr war“, pflichtet Henry ihr bei, „und das Wetter ist heute ganz enorm, und wir machen einen ganz enormen Spaziergang, und Sie sind beide zwei ganz enorme junge Damen. Oh! Es ist wahrhaftig ein enormes Wort, es passt einfach für alles. Ursprünglich wurde es bloß benutzt, um Sachen gewaltigen Ausmaßes zu bezeichnen: Pyramiden und Hüte und Liebesgefühle. Jetzt pressen sich in einem einzigen Wort sämtliche Lobesbezeichnungen zusammen.“

Jane Austen schrieb diesen Roman etwa 1798, und im Original steht das Wort nice. Statt mit enorm könnte man es – je nach Zeitgeschmack – mit toll, prima oder hervorragend übersetzen, Henry Tilneys Einwand bliebe der gleiche.

„Modewörter sind allgemeine Ausdrücke schlimmster Art“

Ganz ähnlich sah es Ludwig Reiners, dessen 1951 erschienene „Stilfibel“ bis heute zu den wichtigsten Lehrbüchern für Autoren und Texter gehört. „Modewörter“, warnt er, „sind allgemeine Ausdrücke schlimmster Art. Sie fressen die bunte Fülle der Eigenwörter auf. Statt zu unterscheiden zwischen angenehm, dienlich, erfreulich [hier zählt er 31 weitere Adjektive auf], statt all dieser 34 Wörter sagt man prima, und hat sich jedes Nachdenken gespart, wie die Sache in Wirklichkeit ist.“

Dieser Hinweis hat bis heute nichts von seiner Gültigkeit verloren!

Wenn Sie einen lebendigen Text schreiben möchten, verzichten Sie auf Gemeinplätze oder Modewörter. Das gilt besonders für Adjektive, mit denen Qualität zum Ausdruck gebracht werden soll. Ein Produkt oder eine Dienstleistung können auf hunderterlei Arten gut sein. Je spezieller und lebendiger Sie die Vorzüge beschreiben, desto anschaulicher und interessanter wird der Text für den Leser.

Suchmaschinen  lieben präzise Formulierungen

Auch bei der Verwendung im Internet hat dies Vorzüge: Suchmaschinen langweilen sich zwar nicht, werden aber bei präzisen Begriffen und Formulierungen viel eher fündig. Wer bei Google „gute Schuhe kaufen“ eingibt, erhält 39.300.000 Einträge; sucht er dagegen „schöne bequeme Schuhe für stundenlanges Stehen“ sind es 43.100.

Die Suche nach genau passenden positiven Adjektiven ist machmal ein mühsamer Prozess, lässt Sie aber auch klarer sehen und zielstrebiger agieren. Worin liegt Ihre Qualität, und was macht Ihr Angebot einzigartig? Wenn Sie es schaffen, dies in die richtigen Worte zu fassen, können Sie auch Andere überzeugen. Klingt doch enorm vielversprechend, oder?