Füllwörter sind eine Plage. Sprachlehrer und -kritiker haben ihnen längst den Kampf angesagt. Denn sie blähen Texte auf, verwässern Aussagen und Argumente, irritieren den Leser und machen ganze Textpassagen ungenießbar.
Aber stimmt das überhaupt? Und was sind eigentlich Füllwörter?
Vereinfacht ausgedrückt sind es sämtliche Wörter in einem Text, die man weglassen könnte, ohne dass die Aussage verändert wird oder die Verständlichkeit leidet.
Hierzu fällt mir eine Anekdote über den Bildhauer Michelangelo ein.
Er wurde eines Tages gefragt, wie er es fertigbrächte, aus einem Steinklotz einen Löwen zu schaffen. Der Meister antwortete sinngemäß: „Ich haue von dem Marmorblock einfach alles weg, was nicht nach Löwe aussieht!“
Klingt plausibel, aber ein Textblock ist kein Mamorblock, und nicht jeder ist ein Genie wie Michelangelo. Um die Suche nach Füllwörtern zu vereinfachen, haben Sprachexperten Listen der berüchtigsten Exemplare aufgestellt. Sie reichen von A wie „anscheinend“ bis Z wie „zweifellos“ und umfassen zum Teil über 800 Begriffe.
Aber sind diese Wörter tatsächlich immer als Füllwörter anzusehen? Und müssen sie rigoros aufgespürt und eliminiert werden? Nicht in jedem Fall.
Nehmen wir als Beispiel den Satz: „Alfred ist ein kluger Mann“,
und schauen wir, was sich verändert, wenn wir eines der geschmähten Füllwörter einbauen:
Alfred ist wirklich ein kluger Mann
…wir alle bewundern seine Leistungen als Wissenschaftler
Alfred ist normalerweise ein kluger Mann
…aber beim Kauf des überteuerten Autos hat er anscheinend nicht nachgedacht.
Alfred ist tatsächlich ein kluger Mann
…den Intelligenztest hat er mit Bravour bestanden
Alfred ist eigentlich ein kluger Mann
…niemand versteht, warum er eine so einfältige Frau geheiratet hat.
Alfred ist übrigens ein kluger Mann
…falls Sie irgendwann einen Rat brauchen, fragen Sie ihn!
Alfred ist in Wahrheit ein kluger Mann
…auch wenn er wie ein Neandertaler aussieht.
Diese kleine Liste zeigt, dass die Begriffe sehr wohl die Aussage verändern. Sie sind also keine „echten“ Füllwörter.
Woran erkennen wir denn nun die wirklichen Störenfriede? Und werden Texte automatisch besser, wenn man sie weglässt?
Damit befassen wir uns im nächsten Blog-Beitrag „Füllwörter sind wie Luftpolsterfolie“.