An Tosca scheiden sich die Geister: Die Einen belächeln ihn als typisches „Oma-Parfüm“, die anderen halten ihn für „Blütenchypre vom Feinsten“. Wie auch immer das Urteil ausfallen mag: Tosca gehört seit seiner Einführung zu den meistverkauften Damendüften weltweit, auch – oder gerade weil – es ganz unspektulär und für wenig Geld in Drogerien und Supermärkten erhältlich ist. Das unterscheidet „Tosca“ vom vielfach teureren, als Luxusartikel vermarkteten „Chanel No. 5“, obwohl beide Düfte weit mehr gemeinsam haben, als man annehmen sollte.
Tosca und Chanel No 5 wurden beide1921 auf den Markt gebracht und galten als moderne – ja geradezu revolutionäre – Düfte. Anders nämlich als die bis dahin üblichen Parfüms, die nach Maiglöckchen, Rose oder Nelke rochen, waren sie unter der Zuhilfenahme von synthetischen Riechstoffen, den Aldehyden, komponiert. Chemisch betrachtet sind Aldehyde organische Verbindungen, die entstehen, wenn Alkoholen Wasserstoff entzogen wird. Sie kommen in der Natur häufig vor, sind aber dort nicht besonders stabil. Seit Beginn des 20. Jahrhundert ist es möglich, Aldehyde auf chemischem Wege künstlich herzustellen. Manche stinken abscheulich, wie das bekannte Formaldehyd. Andere duften angenehm nach Pfirsichen, Zimt oder Kerzenwachs. Bei der Parfümherstellung ermöglicht die Beimischung von Aldehyden zu natürlichen Blütenessen, völlig neue Fantasie-Düfte zu kreieren, die keiner echten Blume mehr gleichen.
Chanel No 5 war keineswegs der erste Duft, bei dem Aldehyde verwendet wurde (auch wenn dies immer wieder kolportiert wird). Die meisten Experten für Parfümgeschichte sind sich einig, dass Aldehyde schon 1905 im Duft „Rêve D’Or“ von L.T. Piver eingesetzt wurden. Auch das 1912 hergestellte „Quelques Fleurs“ von Houbigant, das bis heute erhältlich ist, enthielt neben „einigen Blumen“ Aldehyde.
„Quelques Fleurs“ war nach seiner Einführung auf dem Parfümmarkt ein solcher Verkaufsschlager, dass allen Herstellern deutlich wurde, wohin die Richtung ging. Auch Peter Paul Muelhens, der das Traditionsunternehmen „4711“ in Köln im Jahr 1900 von seinem Vater übernommen hatte, erkannte dies. In seinem Auftrag entstand 1921 das Aldehyd-Parfüm „Tosca“. Schöpfer soll der Generaldirektor des Unternehmens, Arthur Hermann Schütte, gewesen sein. Benannt wurde die Kreation nach der Titelheldin der Oper von Puccini, die nach ihrer Aufführung in Berlin im Mai 1920 ihren Siegeszug auf deutschen Bühnen angetreten hatte.
Die Original-Rezeptur von „Tosca“ hat sich bis heute nur geringfügig verändert. Dagegen ist der Flakon im Laufe der Jahrzehnte unzählige Male variiert worden. Es gab große Schütt-Flakons und elegante Zerstäuber für das eher leichtere Eau de Toilette und kleinere Flaschen für Eau de Parfum oder Extrait de Parfum.
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